Golden Circle
Ja, es stimmt. Der Golden Circle ist die touristisch plattgelaufenste, total typische Islandtour. Sollte man sie deswegen auslassen? Auf keinen Fall! Einen Geysir wie Strokkur wird man auf ganz Island nicht noch einmal finden. Und den Alþing gab es nur in þingvellir. Die Touristenherde, die hier von Stätte zu Stätte pilgert, muss man in Kauf nehmen, aber die Natur macht alles wieder wett. Und immerhin gibt es dank der Touristenschwärme überall Toiletten und etwas Leckeres zu futtern.
Die typische Route des Golden Circles führt zunächst nach þingvellir, dann am See Laugarvatn vorbei nach Haukadalur (Geysir). Von dort ist der nächste Stopp der Wasserfall Gullfoss. Dies sind die drei typischen Sehenswürdigkeiten des Golden Circle. Wer danach noch nicht genug hat, kann noch den türkisblauen Kratersee Kerið bestaunen oder in einem der Schwimmbäder in Fluðir selbst ins (warme) Wasser springen.
Auf den Spuren der Vergangenheit in þingvellir
Weites Grasland, ein beschaulicher Wasserfall, zerklüftete Felsen, isländische Geschichte – und, als würde das noch nicht reichen, ein Spazierweg zwischen den tektonischen Platten! Ja, im Nationalpark þingvellir zerreißt die Erde. Denn Island liegt sowohl auf der nordamerikanischen als auch auf der eurasischen Platte, ungefähr Hälfte/Hälfte. Und diese Platten driften auseinander. Das kann man in þingvellir nicht nur mit dem eigenen Auge sehen, man kann durch die Plattenspalten sogar hindurch spazieren. Oder mit einem Fuß auf der nordamerikanischen und mit dem anderen Fuß auf der eurasischen Platte stehen.
Wenn die Begeisterung darüber noch nicht verflogen ist, wartet schon das nächste Highlight auf den neugierigen Besucher. Überreste des Alþing (und an entsprechenden Stellen aufgebaute Infotafeln) erzählen von den Anfängen der isländischen Politik. Alþing ist das isländische Parlament und Versammlungen wurden hier erstmals 930 abgehalten. Damals, als so manche Entscheidungen einem einen mächtigen Schauer über den Rücken jagen ließen: So kann man auf der Infotafel eines hübschen glitzernden Teichs lesen, dass dort im 17. Jahrhundert verurteilte Hexen und Ungläubige ertränkt wurden. Jetzt tummeln sich an dieser Stelle Touristen aus aller Herren Länder und man muss schon ein bisschen in sich gehen, um die geschichtliche Schwere dieses Ortes zu empfinden. Eindrucksvoll ist es nichtsdestotrotz. Wer ein wenig weiter entlang der breiten Felsspalte spaziert, gelangt an einen pittoresken Wasserfall, an dem man sein mitgebrachtes Pausenbrot vertilgen oder Erinnerungsfotos schießen kann. Auch der Weg ins Tal lohnt sich, denn was von der Ferne wie ein Bach aussieht ist eine mit glasklarem, eiskaltem Wasser gefüllte, tiefe Felsspalte. Wer das nötige Kleingeld besitzt, kann hier sogar tauchen gehen.
Game of Thrones-Fans aufgepasst: Ja, hier in þingvellir wurde jede Menge gedreht.
Geothermalfeld Haukadalur: Geysir ‘Strokkur’ und Thermalquelle ‘Blesi’
Hier dampft und brodelt es aus der Erde! Mehrere heiße Quellen blubbern im Geothermalfeld Haukadalur um die Wette – am beeindruckensten ist zweifelsohne der Geysir ‘Strokkur‘. Alle zehn-fünfzehn Minuten beginnt sich das Wasser der unscheinbar ruhig daliegenden Quelle zu kräuseln und zu gluckern bis es plötzlich in einer meterhohen Fontäne in den Himmel schießt. Wer von diesem Spektakel ein Foto schießen möchte, braucht einfach nochmal eine Viertelstunde zu warten. Und sollte ein wenig Abstand wahren: Auch bei nur leichtem Wind wird man gerne mal pitschnass.
Weiteres Highlight in Haukadalur ist ‘Blesi‘, eine Thermalquelle unweit von ‘Strokkur’. ‘Blesi’ bezaubert durch kühl schimmerndes, tiefes Blau. Die blaue Farbe sind Mineralien zu verdanken, die das blaue Licht reflektieren.
Gullfoss
Die nächste Station des Golden Circles ist der Wasserfall Gullfoss. Besonders an sonnigen Tagen ist Gullfoss ein in Erinnerung bleibendes Erlebnis. Ein Regenbogen leuchtet in kräftigen Farben über den hinabstürzenden Wassermassen. Gullfoss ist ein Wasserfall des Flusses Hvíta, der dem Hvítarvatn, einem Gletschersee am Langjökull Gletscher entspringt. Gullfoss fällt zunächst sanft über 11 Meter in die Tiefe – eine natürliche Felsplattform erlaubt es, den Wasserfall hier ganz nah zu erleben. Wenige hundert Meter nach dem ersten Wasserfall stürzt das Wasser nochmal 21 Meter in die Tiefe.
Fluðir – das warme Nass selbst erleben
Wer nach soviel Wasser in verschiedensten Formen – eiskalt, kochend heiß, hinabstürzend, hinaufschießend, glasklar, dunkelblau – nun kaum noch widerstehen kann, selbst in irgendwelche Fluten zu stürzen, der sollte am Ende der Tour nach Fluðir fahren. Hier liegt das älteste, selbst gebaute Schwimmbad Islands, Gamla Laugin oder auch ‘Secret Lagoon‘. Ganz geheim ist das Bad wohl nicht mehr, aber wen interessiert das noch bei einladenden 38-40° Grad? Das alte Bad wurde betont natürlich gehalten, ist mit 2500 ISK (14 €) aber nicht ganz günstig.
Unweit von Fluðir liegt versteckt zwischen Hügeln die (sehr) kleine heiße Quelle Hrunalaug. Wer in einer sehr kleinen Gruppe unterwegs ist und als Naturfreund darauf achtet, dieser nicht zu schaden, kann hier (bisher noch gratis) im heißen Wasser sitzen. Da diese Quelle kein Geheimtipp mehr ist, könnte es allerdings gerade im Sommer eng werden.
Wer weder das eine noch das andere möchte, kann auch einfach in das ganz normal, hübsch angelegte Schwimmbad in Fluðir gehen. Das ist mit 600 ISK (4 €) günstig, man kann schwimmen oder im Hot Pot entspannen.
Kerið – Krater mit türkisblauem Wasser
Wer noch nicht genug hat vom offiziellen Golden Circle, sollte einen Abstecher nach Kerið machen. In diesem Krater liegt ein kleiner See – mit stechend türkisem Wasser. Ein Wanderweg führt in kurzer Zeit entlang des Kraters einmal rundherum. Ein zweiter Wanderweg führt hinab in den Krater. Unten angekommen, lädt eine Bank zum Entspannen ein.
Derzeit kostet ein Besuch des Kraters 350 ISK (ca. 2 €, 3 USD). Manchmal ist das Häuschen zum Bezahlen aber unbesetzt und man darf kostenlos zum Krater.
Auch Björk war schon hier: Auf einem Floß in der Mitte des Sees gab sie 1986 ein Konzert.