Nicht erst die überraschende Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 2016 zeigt: In Island ist der Teamgeist lebendig. Das Land feiert Erfolge im klassischen Mannschaftssport! So konnte die National-Auswahl der Basketballer jüngst erstmals in der Endrunde einer EM mitmischen. Und im Handball ist die Teilnahme der Isländer bei internationalen Turnieren schon fast selbstverständlich.
Die Erfolge bauen in dem Land mit 330.000 Einwohnern auf einer konsequenten Förderung des Mannschaftssports. So startete der isländische Fußballverband (KFI) bereits vor 10 Jahren die Initiative, die A- und B-Trainerlehrgänge des Europäischen Fußballverbands Uefa zu günstigen Preisen anbot und damit vielen Breitensport-Trainern zugänglich machte. Laut einer Recherche des “Tagesspiegel” verfügen rund 70 Prozent der isländischen Trainer über eine Uefa-B-Lizenz, 30 Prozent über die A-Lizent. Das ist die höchste Quote in Europa! Zahlreiche Neubauten von Fußball-Hallen und Kunstrasenplätzen taten ihr Übriges, um den Nachwuchs zu fördern und das Fußball-Spielen zum Ganzjahressport zu machen.
Beim Nationalsport Handball genießen isländische Trainer weltweit einen besonders guten Ruf. Denn hier sind oft akribische Profis am Werk, die selbst auf Amateur-Niveau das Spiel mit Videoanalysen und Taktik-Auswertungen weiterentwickeln. Schon der Titel Jugendtrainer ist in Island meistens ein Vollzeitjob, der entsprechend entlohnt wird. Da dabei meist mehrere Mannschaften zugleich trainiert werden, kann sich der Trainer voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Der größte Triumph der isländischen Handballer bisher war denn auch der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Peking 2008.
Eine besondere Mentalität steckt nach Aussagen von Island-Kennern hinter der eingeschworenen Mannschaftsleistung: “Das Gefühl, stets unterschätzt zu werden und den großen Ländern Paroli bieten zu müssen, ist womöglich die wichtigste Tugend der isländischen Sportler. Islands Bevölkerung hat ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und will als wichtiger Teil von Europa wahrgenommen werden.” Zugleich entsteht durch die Insellage eine besondere Beziehung zu den Sportlern des Landes: Man kennt sich oder ist sogar mit den jungen “Stars” verwandt. Eine Wohlfühl-Atmosphäre zwischen Fans und sportlichen Akteuren spornt die Leistung zusätzlich an.
Das heißt aber nicht, dass isländische Sportler ihrem Land ewig treu bleiben. Viele Talente gehen schon in jungen Jahren ins Ausland; – im Fußball oft in die niderländische oder englische Ligen, beim Basketball in die Collegeteams der USA. Die Rückkehr der verlorenen Söhne und Töchter in die entsprechenden Nationalteams wird jedoch umso mehr gefeiert.