Bei der isländischen Präsidentenwahl am 25. Juni 2016 kam schließlich doch alles ganz anders: Mit Guðni Th. Jóhannesson steht ein neuer Mann an der Spitze des Inselstaats! Als Geschichtsprofessor der Universität Island ist Guðni Th. Jóhannesson gleichzeitig “Neuling” auf der politischen Bühne, und damit scheinbar genau, was die Isländer in Krisenzeiten wünschten. Er löst mit knapp 40 Prozent der Stimmen den langjährigen Präsidenten Ólafur Ragnar Grímsson ab, der nach 20 Jahren nicht mehr für das Amt zur Verfügung stand. Auf dem zweiten Platz kam die parteilose Geschäftsfrau Halla Tomasdottir mit 29,4 Prozent.
Zunächst hieß es, der beliebte Grímsson würde antreten und nach den umwälzenden “Panama-Papers” weiter für Stabilität im Land sorgen. Doch letztendlich stolperte der Präsident selbst über die Enthüllungen, weil seine Frau Verbindungen zu Offshore-Konten hatte. Bereits seit der Finanzkrise 2008 hatte das Ansehen der politische Elite auf Island stark gelitten. Die Panama-Papers setzten noch einen drauf und sorgten im Frühling 2016 für mehrere Rücktritte, unter anderem des Ministerpräsidenten Sigmundur David Gunnlaugsson.
Das Präsidentenamt hat auf Island zum großen Teil zeremonielle Funktion, – jedoch kann der Präsident formell das Parlament (Allting) auflösen und hat ein Vetorecht bei der Gesetzgebung. Guðni Th. Jóhannesson, der sein neues Amt am 1. August 2016 übernimmt, will mit seiner Präsidentschaft für Einigkeit im Land sorgen: In seiner Rede nach der Wahl sprach er davon, dass Gerechtigkeit und Balance zum Fortschritt in Gemeinschaft führe.
Die Präsidentenwahl stand unter dem Einfluß des “Fußball-Fiebers” auf Island. Kurz nach dem Einzug der Nationalmannschaft ins EM-Achtelfinale lag der Fokus der Isländer offenbar weniger auf Politik. Zur Wahlbeteiligung gab es deshalb zunächst keine Angaben.